Freitag, 30. August 2013

02. bis 06. September

DIESE WOCHE     Die seit März 2009 andauernde globale Aktienhausse gerät ins Stocken. Das fundamentale Umfeld verdüstert sich: Das vielleicht drohende Ende der Ultra Easy Monetary Policy wirkt bereits jetzt destabilsierend - dabei laufen die Druckerpressen der FED und EZB noch auf Hochtouren. Dennoch wird aus den weltweit aufgeblähten Asset-Preisen sukzessive die erste Luft abgelassen. Am härtesten trifft das aktuell die Finanzmärkte der Schwellenländer. Sie taumeln auch in der abgelaufenen Woche weiter Richtung Abgrund. Sollten Staaten wie Indien oder die Türkei dauerhaft in die Krise abrutschen, wären im Zeitalter der Globalisierung Folgewirkungen für die Weltwirtschaft unausweichlich. In diesem schwierigen Szenario kommt die Syrien-Krise zum ungünstigsten Zeitpunkt. Zwar muß der offensichtlich für die nächsten Tage geplante Militärschlag gegen das Assad-Regime keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Börsen haben, die schwer auszurechnende Reaktion Syriens oder seiner indirekt Verbündeten schafft aber Unsicherheit. Last but not least gießen die Republikaner in Washington frisches Öl ins Konjunktur-Feuer und drohen mit einem erneuten US-Haushaltsboykott bzw. einer Zuspitzung des Budget-Streits im Oktober. Fazit: Die Korrektur der globalen Aktienindizes in letzten Wochen ist absolut gerechtfertigt!

Ein Blick auf die kommende Woche zeigt, daß sich bereits am Donnerstag im Rahmen der EZB-Sitzung die Stimmung -zumindest kurzzeitig- aufhellen könnte. Die Zinsen der Euro-Peripherie steigen die letzten Wochen stetig an und so wird Weihnachtsmann Mario Draghi in gewohnter Manier mit aggressiver Lockerungs-Rhetorik und kleinen neuen Geldgeschenken dagegen halten so gut es geht!  Bereits am Freitag folgt darauf der US-Arbeitsmarktbericht für August und diesem ist noch mehr Beachtung beizumessen als sonst: Die Drosselung von QE schwebt über den Märkten, ein schwacher Jobreport könnte den Zeitpunkt eines Strategiewechsels für unbestimmte Zeit verschieben und die Märkte damit zusätzlich beruhigen.


MEINE STRATEGIE       Die DAX-Korrektur fällt im internationalen Vergleich noch immer sehr gemäßigt aus, zumindest konnte aber Key-Support bei 8.225 gebrochen werden, das (aktuelle) Wochen-Low bei 8.095 im FDAX interpretiere ich als ersten Schritt zurück in die Realität. Wie letzte Woche angekündigt, habe ich am Dienstag im Bereich um 8.300 aggressive Short-Positionen eröffnet. Über die Hälfte der Position wurde von mir soeben wieder eingedeckt. Meine Sorge: Sollten die USA am Wochenende ihren  limited strike  gegen Syrien durchführen, könnte das Ende der Operation am Montag von den Börsen bejubelt werden. Ausserdem kannst Du als Bär im Vorfeld einer Draghi-PK gar nicht vorsichtig genug sein.      

Freitag, 23. August 2013

26. bis 30. August

DIESE WOCHE      Der August 2013 steht vor seiner letzten Woche, darf aber schon jetzt als einer der merkwürdigsten Handelsmonate der letzten Jahre bezeichnet werden. Ob der ungewißen Zukunft über die geldpolitischen Rahmenbedingungen liefern die Aktienbörsen weltweit ein diffuses Bild: Gängige Marktkorrelationen werden vollständig ausgehebelt. Während die US-Börsen einen losing streak verkraften müßen und die Indizes und Währungen der Emerging Markets Asiens angesichts des drohenden Endes von QE in Turbulenzen geraten, steht in Europa bis jetzt eine positive Monatsbilanz zu Buche. Dabei ist bei den Anleihe-Zinsen der Euro-Peripherie in den letzten Tagen ein merklicher Anstieg zu verzeichnen - nach dem Korrelations-Muster der letzten Jahre wäre das eine klare Indikation für eine Korrektur-Phase europäischer Indizes... im August 2013 gelten aber scheinbar andere Gesetze! Aushängeschild der Europa-Hausse bleibt Frankfurt: Insbesondere am Donnerstag zeigen sich die DAX-Bullen wieder mal in Höchstform und kaufen den DAX-Future vom Opening weg 200 Punkte nach oben - so bleibt die Unterstützung bei 8.225 beinhart bestehen, ich ziehe meinen Hut!

Zweite Merkwürdigkeit in diesem Monat: Die technischen Systeme spielen verrückt! Ausgelöst von technischen Fehlern schwankte der chinesische Leitindex vorletzte Woche um 7% binnen einer Stunde. Goldman Sachs wirbelte vor wenigen Tagen mit falsch programmierten Trades den US-Optionshandel durcheinander und die Nasdaq gibt gestern über Stunden vollständig ihren Geist auf. Mein Fazit: Der Finanzmarkt ist über-technisiert und v.a. über-programmiert. Mehr Mensch und weniger Maschine im taktischen Asset Management und im Trading wäre ein Segen!

MEINE STRATEGIE     Als (Mensch oder Maschine-) Trader versuchst Du Muster zu erkennen und daraus das wahrscheinlichste Kurs-Szenario für die Zukunft zu erarbeiten. Das aktuelle DAX-Muster läßt sich seit Mitte Juli als "Handlesrange mit aggressiven Bewegungen zwischen 8.225 und 8.450" beschreiben. Meine Strategie im Rahmen dieses Musters war es, DAX-Calls am oberen Rand der Spanne zu shorten. Wer (doppelt klüger als ich) zusätzlich am unteren Rand der Spanne Puts geshortet hat, der hat alles richtig gemacht. Mein Gefühl sagt mir, daß die DAX-Trading-Range und damit die Strategie von Stillhalter-Positionen auf DAX-Optionen bald ausgedient hat.

Für einen Ausbruch nach oben spricht die gestern angedeutete Zwischenerholung der US-Märkte. Sollte sich die Wall Street bis in den Spetember hinein weiter stabilisieren, werden wir im DAX neue Höchstände im Bereich 8.650 bis 8.800 sehen. Sollte aber die Zwischenerholung an der Wall Street bereits nächste Woche beendet sein, so wird der DAX den nächsten Test seines Key-Supports bei 8.225 nicht bestehen. Das zweite Szenario wird von mir leicht favorisiert, aus jetziger Sicht ist es aber zu früh um sich Short zu positionieren. Fazit: Keine Position jetzt, neue Shorts im Bereich um 8.300, Ausbruch nach oben intraday mit kurzfristigen Long-Positionen traden.

Freitag, 16. August 2013

19. bis 23. August

DIESE WOCHE      Sommerlethargie an der Eurex - meine im letzten Post geäußerte Hoffnung auf anziehende Umsätze wurde erneut bitter enttäuscht. Die Tagesumsätze in den Index-Futures lagen Mitte der Woche auf der Hälfte des üblichen Handelsniveaus und die Allgorithmen blieben weitgehend unter sich. Dieses Umfeld liefert bizarre Ergebnisse: Support-Zonen werden im DAX hart verteidigt; am Montag konnte der zentrale Support bei 8210-35 gehalten werden und selbst das von Montag auf Dienstag eröffnete Mini-Gap im DAX-Future bei 8.360 erweist sich bis Donnerstag nachmittag als beinharte Unterstützung. Weder die Ägyptenkrise noch ein massiver Abverkauf in den US-Indizes (der Dow Jones notiert 500 Punkte unter seinem All-Time-High von Anfang August!) setzen die europäischen Indizes bis dato (Stand Freitag 9:30Uhr) wirklich unter Druck. 

Fazit: Mechanische Handelssysteme sowie die Orders der großen Player können bei diesem Volumen den Markt massiv bewegen - ohne dabei wirkliche Aussagekraft zu haben. Der DAX tendiert aktuell zur Vorwoche seitwärts, der Eurostoxx dümpelt in diesem Umfeld sogar weiter nach oben. Die relative Stärke der Euro-Peripherie hat Dank der EZB auch in dieser Woche Bestand. Die BIP-Daten einiger Euro-Staaten, so auch Deutschlands, überraschen positiv; die Bild-Zeitung feiert bereits das Ende der Euro-Krise und titelt "Bip Bip, Hurra!" - wer das albern findet sollte einen Blick auf die Charts europäischer Indizes werfen und wird feststellen: An der Börse gilt dieses alberne Credo bereits seit dem Draghi-Statement im Sommer letzten Jahres!  

MEINE STRATEGIE     Die Musik spielt aktuell am Rentenmarkt und in den US-Index-Futures! Der Bund-Future hat die Gewinne seiner Zwischen-Ralley wieder komplett abgegeben und notiert (wie von mir vor 2-3 Wochen prognositziert) um die 140. Mein erstes Kursziel im Bund ist somit bestätigt. Parallel zum Renditeanstieg ist die Schwäche der US-Indizes absolut bemerkenswert, war doch die Wall-Street bis Anfang August Motor der weltweiten Börsenhausse.

Die relative Stärke des DAX in diesem Umfeld beeindruckt mich. Ob sich diese bestätigen wird wenn das Volumen in den Markt zurückkehrt bleibt abzuwarten. Eine große Sell-Order kann den DAX bei diesem Light-Trading binnen 30 Minuten 100 Punkte nach unten drücken - gefährlich! So oder so scheint die Bullen im Bereich um 8.450 der Mut zu verlassen, für meine Short-Position auf DAX Calls Basis 8.500 perfekt. Um einen erneuten, aggressiveren Short-Versuch über Futures zu wagen brauche ich im mehr Volumen und die Gewißheit, daß neben programmierten Systemen zumindest ein paar Hedge-Fund-Trader im Markt sind. Die 92K an der Eurex gehandelten Kontrakte im DAX-Future von Donnerstag sind immerhin ein erstes Lebenszeichen...     

Freitag, 9. August 2013

12. bis 16. August

DIESE WOCHE       Gewinner der auslaufenden Woche sind die Indizes der Euro-Peripherie. Während der Deutsche Aktienindex und sogar die US-Märkte im Wochenvergleich abgeben, gelingt dem Eurostoxx 50 ein Test der Verlaufshochs von Mitte Mai. Die Renditen italienischer und spanischer Anleihen bröckeln wieder ab, die Regierungscheffs Südeuropas können sich also auch in Zukunft viel zu billig neu verschulden. Sich bei der EZB Geld zu leihen und damit in italienische, spanische oder portugiesische Anleihen zu höherem Zins zu investieren bleibt eine gewinnbringende Strategie für Investmentbanken, zumal dem Zinsaufschlag (also der klassischen Risikoprämie) kein wirkliches Ausfallrisiko gegenübersteht. Denn sollte es mit den Staatsanleihen eines Landes der Euro-Zone Probleme geben, dann kannst Du Dir als Bond-Trader sicher sein: Mario Draghi wird es schon richten!

Ansonsten bleibt die Woche nachrichtenarm und die Umsätze stagnieren auf erschreckend schwachem Niveau. Das könnte sich nächste Woche ändern, stehen doch eine Reihe neuer US-Makro-Daten an - vielleicht geben diese neuen Aufschluß über den Status Quo der US-Konjunktur und damit über die scheinbar alles entscheidende Frage: Wann wird die FED den Liquiditätswahnsinn drosseln?

MEINE STRATEGIE      Intraday-Trading ist ein schweres Geschäft in diesen Tagen. Die schwachen Umsätze an den Terminbörsen machen Kursbewegungen noch unberechenbarer als sonst. Ein gutes Beispiel hierfür liefert der Bund-Future, der in den letzten Wochen mit aggressiven Moves aufwarten kann - letztlich aber um einen Steady State bei ca. 142,40 schwankt. Im DAX-Future waren schwache Umsätze in den letzten Monaten i.d.R. mit steigenden Kursen verbunden, entgegen diesem Muster schwächt sich das Aufwärts-Momentum dieses mal aber merklich ab. Mein letzte Woche angekündigter Short-DAX-Future-Einstieg wurde am Dienstag getriggert. Der Trade war erfolgreich und irgendwie auch wieder nicht. Einen Teil der Position konnte ich Dienstag Abend/Mittwoch mit gut 100 Punkten Profit eindecken. Der Teil der Position, der den großen Gewinn (Kursziel 8K) einbringen sollte ist aber bereits wieder ausgestoppt ohne das Kursziel erreicht zu haben. Immerhin verlieren meine geshorteten DAX-Calls stetig an Wert, die August-Position habe ich bereits wieder vollständig zurückgekauft. Im Gesamtbild favorisiere ich weiterhin ein Szenario fallender Kurse, mein DAX-Korrektur-Ziel für nächste Woche liegt bei 8.150.

Freitag, 2. August 2013

5. bis 9. August

DIESE WOCHE      Die Märkte wissen was sie vom EZB-Präsidenten erwarten dürfen und freuen sich entsprechend auf jeden seiner öffentlichen Auftritte wie Kinder auf den Weihnachtsmann. So schalten europäische Aktien- und Anleihe-Futures seit Monaten im Vorfeld eines Draghi-Statements auf kollektive Euphorie. Dabei zeigte sich die Nachrichtenlage insebesondere für deutsche Blue Chips in der vergangenen Woche katastrophal: Siemens, Deutsche Bank, VW und Lufthansa haben die Investoren nicht enttäuscht, sondern geschockt; hinzu kommt der undurchsichtige Absturz der K+S-Aktie um 30%. Angesichts dieser Horror-News wäre ein DAX-Absturz weit unter 8.000 Punkte keine Überraschung gewesen. In Zeiten der Asset Price Inflation gelten aber eigene Gesetze: Preise und fundamentale Bewertungen rücken in den Hintergrund, wenn Du als Portfolio Manager gezwungen bist, ständig frisches Geld zu investieren.

Zumindest am Rentenmarkt bleiben die Trader skeptisch: Kann die Liquiditätsparty bis in alle Ewigkeit weiter gehn und wer zahlt am Ende die Rechnung? Der Bund-Future gibt seine Gewinne zum Ende der Woche wieder ab - die Tendenz geht wieder klar in Richtung 140.


MEINE STRATEGIE     Der von mir vor 2 Wochen zum Verkauf empfohlene Call lag Anfang der Woche bereits nur noch bei 30 Euro. Wer sein Money Management klüger handhabt als ich, hätte die Position zu diesem Zeitpunkt bereits zu einem Drittel des Verkaufspreises vollständig glattstellen können. Ich konnte zumindest am Mittwoch (im Vorfeld der Notenbank-Statements) einen Teil meiner August-Calls eindecken, habe aber am Donnerstag September Calls Basis 8.500 zu 135€ geshortet - aus jetziger Sicht (Stand Freitag vormittag 10:00Uhr) zu früh! Die US-Arbeitsmarktdaten heute nachmittag bereiten mir nur mäßiges Kopfzerbrechen. Insebesondere die US-Indizes sind die letzten Tage zu heiss gelaufen. Eine extrem positive Payrolls-Zahl könnte sogar uns Bären in die Karten spielen, denn mit Blick auf die Liquiditätssucht der Aktienmärkte gilt noch immer: good news might be bad news.

Fazit: Ich bleibe gemäßigt bearish positioniert, rate aber weiter zur Vorsicht. Entsprechend bleiben Short Calls im Moment für mich das perfekte Instrument. Sollte der DAX schwächeln und nachhaltig unter 8.400 fallen, werde ich ab dem Bereich 8.340-60 aggressiv DAX-Futures shorten - erstes Kursziel bleibt das Gap von Anfang Juli bei 8050.