Donnerstag, 28. März 2013

Ostern

DIESE WOCHE       Das Ende der verkürzten Handelswoche hält nicht ein was ihr Anfang versprochen hat. Die Euphorie über die "Rettung Zyperns" ist kühler Ernüchterung gewichen. Neben Zypern rückt auch Italien wieder ins Geschehen: In Rom scheint eine geordnete Regierungsbildung ausgeschloßen, Neuwahlen werden immer unausweichlicher, sie wären aber Gift für die Märkte. Ein Blick auf den Bund-Future - erneut 200 Basispunkte Kursplus allein in dieser Woche - zeigt: Die Strukturkrise im Euroraum ist  -politische Rhethorik hin oder her-  völlig ungelöst! Der Plan Mario Draghis, die Zinsen in der Euro-Peripherie durch markige Sprüche auf niedrigem Niveau zu halten bekommt erste Risse. So wie in Andersens Märchen scheint immer mehr Marktteilnehmern ein Licht aufzugehn: Der Kaiser hat ja gar nichts an!

Allein die absolute innere Stärke der US-Börsen kann ein stärkeres Abrutschen der Aktienindizes in Europa verhindern. Dow Jones und S&P markieren am Donnerstag neue All-Time-Highs, woher die Wall-Street-Trader ihre Zuversicht nehmen bleibt mit Blick auf die US-Wirtschaft rätselhaft. Fazit: Die Risiko-Bewertung am Bondmarkt kommt einem kurzfristig realistischen Szenario deutlich näher als die am Aktienmarkt. Sollten sich auch die US-Investoren endlich dieser Realität stellen, stehen den europäischen Märkten und dem DAX turbulente Wochen bevor.

MEINE STRATEGIE     Ein Börsenverlauf nach Muster 2012 bleibt für mich das wahrscheinlichste Szenario, die abgelaufene Woche hat meine Einschätzung bestätigt. D.h. auf ein starkes erstes Börsenquartal wird ein sehr schwaches 2es Quartal folgen. Die US-Börsen sind extrem überkauft, eine nachhaltige Korrektur überfällig. Im DAX haben wir folglich das lokale Verlaufshoch bereits gesehen, ein Test des All-Time-Highs in den nächsten Wochen und Monaten wird immer unwahrscheinlicher. Auf dem Weg nach unten sehe ich Luft für 1-1,5 K Punkte in den nächsten 3 Monaten.

Freitag, 22. März 2013

25. bis 29. März

DIESE WOCHE      Die Strukturkrise in Europa rückt mal wieder in den Fokus der Märkte, nach Italien vor 3 Wochen sorgt jetzt Zypern für Aufregung. Die diskutierte Enteignung privater Sparer als Ausweg fiskalpolitischer Probleme schockt viele Investoren. So sieht also die Worst-Case-Strategie der EZB aus - es ist nicht zu fassen! Zurecht darf befürchtet werden, daß wir dieser Tage den Versuchsballon einer Abwicklung eines strategisch bedeutsameren EU-Landes erleben. Das Reaktionsmuster an den Kapitalmärkten bleibt verhalten und in seiner Struktur wie gehabt: An den Bondmärkten flüchten die Investoren in deutsche Sicherheit, am Devisenmarkt setzt sich der gemäßigte Euro-Abwärtstrend seit Anfang Februar fort und die Aktienmärkte zeigen sich von allen Problemen weitgehend unbeeindruckt. So erholt sich der DAX-Future von seinem schwachen Montags-Start und bleibt -trotz Wochenverlust- mit seinem All-Time-High auf Tuchfühlung ... Nervosität sieht anders aus! Insbesondere an den Terminmärkten bleibt die Handschrift trendfolgend programmierter Algorithmen unverkennbar. Die US-Börsen stabilisieren und treiben die weltweite Börsenhausse: Bernanke wird in absehbarer Zukunft weiter 45 Mrd. monatlich in den Geldmarkt pumpen (im Vergleich dazu lesen sich die Zypern-Defizite wie ein Kinderbuch), der Dow Jones eilt folgerichtig von einem Intraday-Verlaufshoch zum nächsten, frische Liquidität macht Börsianer glücklich!

MEINE STRATEGIE      "Stocks Rally on Hopes Cypres Can Stave Off Disaster" - Diese NewsTicker-Meldung von Freitag nachmittag spricht Bände über das aktuelle Stadium der Blase am Aktienmarkt!  Neue Probleme befeuern die Kurse, schliesslich könnte es ja sein, daß das Schlimmst-mögliche abgewendet werden kann. Diese Methode, Fakten zu interpretieren, ist ökonomischer Unsinn und wird bald ein Ende haben!. Im Zuge dieser Irrationalität steigt die Divergenz der Risikoaversion zwischen Renten- und Aktienmarkt weiter.

FAZIT:  DAX-Shorts weiter sukzessiv erhöhen, ein kurzfristiger Test des All-Time-Highs im DAX bleibt aber leider noch immer ein realistisches Szenario. 

Freitag, 15. März 2013

18. bis 22. März

DIESE WOCHE        Unverändertes Bild zu letzter Woche: Die Ralley an den globalen Aktienmärkten läuft weiter, v.a. an den US-Börsen geschieht das inzwischen in mehr oder weniger maßloser Art und Weise. Der Dow Jones Index steigt ohne Pullback an jedem Handelstag - sowas ist noch nie gut gegangen, der Blick auf den Langfrist-Chart läßt Böses ahnen. Noch trägt sich die Hausse aber selbst - das kann am Montag zu Ende sein, aber auch noch 2 -3 Monate ungezügelt weiterlaufen. An den Renten- und Devisenmärkten wird parallel ein vorsichtigeres Szenario gespielt als an den Aktienmärkten - das kann, muß aber kein Indikator für eine unmittelbare Trendwende sein!

MEINE STRATEGIE      Vor 12 Monaten drehte der DAX nach seiner Jahresanfangsralley und fiel über 3 Monate um knapp 1.500 Punkte. Ein Blick auf den daily DAX-Chart von 2012 zeigt, wie schwer der Wendepunkt dieser Trendumkehr zu timen war (Siehe dazu Blog-Einträge März/April 2012).

Wer von den Lesern dieses Blogs einen guten Timing-Indikator nutzt, bitte als Kommentar posten!

Für mich steht weiter fest, daß der Markt fallen wird. Im DAX erwarte ich einen Down-Move von 1-2K Punkten..  aber wann?  Darum bleibe ich bei meiner Empfehlung: Short-Positionen  kontrolliert und sukzessiv  eröffnen. Wenn der Markt schwächelt, Aggressivität erhöhen!

Freitag, 8. März 2013

11. bis 15. März

DIESE WOCHE       Die Asset-Price-Inflation hat ihr nächste Stufe erreicht! Der DAX notiert über 8.000 Punkten - das Rekordhoch liegt in Reichweite. Der Dow Jones Index, prominentester Aktienindex weltweit und Stimmungsindikator für die globalen Kapitalmärkte markiert in der abgelaufenen Woche bereits mehrfach neue Rekordstände. Das Momentum deutet auf eine Fortsetzung der Hausse hin - befinden wir uns aber wirklich im bestmöglichen Umfeld für Aktien??    Ein kurzer Blick auf die Fakten:

Die soeben abgelaufene Berichtssaison zeigt, daß ein Großteil der US-Unternehmen in ihrer Gewinnentwicklung -nach schwachem Vorquartal- wieder in die Spur gefunden hat. In Europa bleibt das Gesamtbild bei den Blue Chips diffus. Die Automobilindustrie kränkelt, die Finanzinstitute weisen erschreckend volatile Bilanzergebnisse aus, dabei sind die Risiken ihrer Bücher noch bei weitem nicht vollständig offengelegt. Zahlreiche deutsche DAX-Werte indes weisen starke Gewinne aus. Generell vorsichtig stimmt dabei, daß positive Gewinnentwicklung i.d.R. weniger durch Umsatzsteigerungen sondern durch Effizienzsteigerungen erwirtschaftet werden; dies gilt sowohl für Blue Chips in den USA als auch in Europa. Fazit No.1 (Status Quo): Viele deutsche und us-amerikanische Blue Chips sind gut im Weltmarkt positioniert und ihre Ertragslage ist absolut okay (zumindest wenn man ein Auge zudrückt). Wie steht es um die mittelfristigen Perspektiven?

Maßgeblich für die Antwort auf diese Frage bleibt der konjunkturelle Ausblick. Trotz meiner Wertschätzung für Optimismus, Fakt ist: Die Welt-Konjunktur lahmt und das makroökonomische Umfeld hat sich angesichts des Sequester-Szenarios in der vergangenen Woche für die USA weiter verdüstert. Der Euro-Raum und damit Deutschland bleiben labil, die Prognosen für die kommenden Monate sind kritisch. Lediglich das von Seiten der FED, EZB, BoJ u.a. im Verbund organisierte, größte geldpolitische Expansionsprogramm aller Zeiten kann offensichtlich ein Abgleiten der führenden Industrienationen in die Rezession verhindern. China hat als permanenter Wachstumsmotor seinen Zenit weit überschritten.
Fazit No. 2 (Ausblick): Alle globalen Blue-Chips werden in ihrer weiteren Gewinnentwicklung mittel- und langfristig durch das schwache Makro-Umfeld belastet! Wer versucht das Glas in diesem Punkt halbvoll zu sehn ist auf mindestens einem Auge blind!

Das Big Picture zeigt also, daß wir momentan von einem Best-Case-Umfeld für Aktien meilenweit entfernt sind. Die Hausse bleibt zu 90% liquiditätsgetrieben. Das weitere Vorgehen von FED und EZB wird jetzt noch sensibler von den Märkten wahrgenommen werden, da auf diesem Niveau nur noch mehr billiges Geld die Hausse aufrecht erhalten kann. Aber: Die Protagonisten der Geldpolitik (siehe Draghi am Donnerstag) sind sich dieser Aufmerksamkeit bewußt. Sie müßen und werden in dieser vertrackten Konstellation versuchen, das Spiel solange wie möglich aufrecht zu erhalten.

MEINE STRATEGIE    Der Test der Index-Alltime-Highs wurde von mir immer als realistisches Szenario gehandelt. Nach der Blase am Bond-Markt beginnt sich jetzt auch die Blase an den Aktienmärkten zu füllen und der Ausgang dieses Spiels ist uns allen bekannt: Ein Blick auf den 15-Jahres-Chart im DAX zeigt, was in den kommenden Monaten und Jahren bevorstehen könnte (aber nicht muß!). Erneut scheinen die Notenbanken eine tragische Rolle einzunehmen. Ich empfehle dazu den (von der Dallas FED! publizierten) Artikel von William White "http://dallasfed.org/assets/documents/institute/wpapers/2012/0126.pdf".

Fazit No.3 (Strategie):  Auf diesen Niveaus sollten gegen den Trend sukzessive erste Langfrist-Short-Posiitonen aufgebaut werden!

Samstag, 2. März 2013

04. bis 08. März

DIESE WOCHE       Es gab schon langweiligere Zeiten an der Börse. Der FDAX beendet den Handel am Freitag minimale 17 Punkte höher als in der Vorwoche und verharrt letztlich in seiner Spanne zwischen 7.600 und 7.800 Punkten, dazwischen geht es aber ordentlich zur Sache. Das Marktmomentum variiert in kürzester Zeit zwischen euphorischem Kaufrausch und panikartiger Nervosität - die Ampeln flackern zwischen rot und grün hin und her - Gelbphasen Fehlanzeige. Im Ergebnis notieren DAX und andere Leitindizes deutlich höher als in diesem Umfeld zu erwarten wäre: Die Euro-Krise ist nach der Italien-Wahl wieder in den Fokus gerückt und das gestern ausgelöste Sequester-Szenario in den USA wird das Wachstum der US-Wirtschaft nach Schätzungen um voraussichtlich 0.5 Prozent im Jahr belasten. Harter Tobak, trotzdem zeigen sich die Aktienmärkte unbeeindruckt, das Verlaufsmuster dieser Tage bleibt sich treu: Schlechte Nachrichten werden zwar kurzfristig in den Kursen verarbeitet - aber nur für maximal 24 Stunden. Danach folgt umgehend die nächste Reversal Ralley zurück in Nähe der (bzw. in den USA auf neue) Jahreshöchstände. Die Taschen der Investoren sind offensichtlich weiterhin prall gefüllt mit billigem Geld, das investiert werden muß. Am Anleihemarkt zeigt sich indes ein komplett anderes Bild - hier dominiert wieder die "Flucht in Sicherheit". Die Futures deutscher Anleihen steigen rasant und stehen knapp unter ihren historischen Hochs, parallel rutscht der BTP-Future auf italienische Anleihen nach seiner sinnfreien Hoffnungs-Ralley am Montag um zwischenzeitlich 700 (!) Basispunkte nach unten.

FAZIT: Am Renten - und Devisenmarkt steigt die Risikoaversion. Das Geld fließt aus `Risiko` zurück in `Sicherheit`. Am Aktienmarkt bleibt die Risikoaversion hingegen gering und die Investoren setzen immer wieder auf (ausbleibende) Best-Case-Szenarien. Das klingt schizophren, entspricht im Moment aber der Realität.

MEINE STRATEGIE       The one thing about the markets is it doesn't matter until the day it matters. That's just the way markets work.  Diese simple Weisheit gilt in Zeiten billigen Geldes besonders. Den letzten schmerzlichen Beleg dieser Weisheit mußten Anleger im August 2011 hinnehmen, als der DAX binnen eines Monats ohne akuten Anlaß 2.000 Punkte absackte - es wurde damals lediglich in kürzester Zeit das über Wochen und Monate angestaute Ungleichgewicht zwischen schlechten Fundamentaldaten und hohen Kurslevels abgebaut. Im Moment zeigt sich eine ähnlich Konstellation: Die Fakten sind allen bekannt, die Kurse steigen trotzdem weiter... until the day it matters!

FAZIT:  Den Aktienmärkten steht ein Kursrutsch bevor. Je länger sich das Ungleichgewicht aufbaut, desto dramatischer wird dieser ausfallen. Ein Test der All-Time-Highs im Vorfeld bleibt ein realistisches Szenario.