Freitag, 25. Oktober 2013

28.10. bis 01.11.

DIESE WOCHE        Grundsätzlich in eigener Sache: Die Kursentwicklung im DAX zu kommentieren macht angesichts der gravierend einbrechenden Umsätze (aktuell FDAX 22K getradete Kontrakte um 12Uhr?!) wenig Sinn. Sollte dieser Trend in den nächsten Wochen Bestand haben, werde ich diesen Blog vorübergehend einstellen oder zumindest massiv einschränken. 

Die schwindende Handelsaktivität begünstigt Fehlentwicklungen und so entkoppeln sich auch in der auslaufenden Woche die Finanzmärkte weiter von der ökonomischen Realität.

Beispiel 1: Der am Dienstag veröffentlichte US-Jobreport zeigt, daß der US-Arbeitsmarkt weit schlechter in die Gänge kommt als von Analysten erwartet. Da die US-Konjunktur vornehmlich von der US-Binnennachfrage gestützt wird, werden die Konjunkturprognosen (zusätzlich belastet durch den 3wöchigen US-Shutdown) für 2013/14 nicht eingehalten werden können. Das ist zweifelsfrei schlecht für Unternehmen und deren Anteilswerte, d.h. Aktien sollten fallen. Die Reaktion der WallStreet war entgegengesetzt, die Index-Futures schoßen nach Veröffentlichung des Job-Reports in die Höhe. Begründung: Ein schwacher Arbeitsmarkt führt zu schwachem Konsum und schwacher Konjunktur, und das wiederum führt zu einer Fortsetzung der Ultra-Easy-Monetary-Policy der FED. D.h. Mehr billiges Geld für die Investmentbanken, um damit an den Börsen zu kaufen.

Beispiel 2: In Europa mehren sich die Anzeichen für Engpäße am Kreditmarkt. So ging die Kreditvergabe an Unternehmen, die nicht aus der Finanzbranche kommen, in der Eurozone im August im Vergleich zum Vorjahr um weitere 2,9 Prozent zurück. Und das, obwohl die exzessive Politik Mario Draghi`s die Kassen der Finanzinsitute mit Liquidität überlaufen läßt. Dieser Engpaß sollte Börsianer nervös werden lassen, lag darin doch zu Hochzeiten der Finanzkrise eines der bedrohlichsten Probleme für die Realwirtschaft... ein Blick auf die Kurstafeln zeigt aber, daß triviale ökonomische Zusammenhänge im Kaufrausch völlig ignoriert werden.

FAZIT. Die Abhängigkeit der Aktien- und Bondmärkte vom Wohlwollen der Geldpolitik nimmt fatale Formen an! Ein fiktives Gedankenspiel soll die Fragilität dieser Konstellation verdeutlichen: Man stelle sich vor Jens Weidmann (immerhin der Präsident der Deutschen Bundesbank) würde morgen zum EZB-Präsidenten ernannt werden, dann würden Europas Anleihemärkte binnen Stunden crashen und die Aktienmärkte um 5-20 Prozent absacken. Dieses Gedankenspiel ist völlig aus der Luft gegriffen, verdeutlicht aber anschaulich wie verheerend sich ein geldpolitischer Strategiewechsel auswirken würde.

MEINE STRATEGIE    lautet weiterhin (trotz dunkler Wolken): KEINE POSITION!!
Ich weiß "the-trend-is-your-friend-bla-bla-bullshit"  --  trotzdem weigere ich mich in einer Spekulationsblase overnight Long positioniert zu sein. Der geniale "trend-is-your-friend-Trader", der im Herbst letzten Jahres Apple bei über 700USD gekauft hat und dann zusehen mußte wie seine Aktie binnen weniger Monate um 50% fällt, wird mir Recht geben.
Andererseits verbieten sich in diesem irrationalen Markt Positionen gegen den Trend. Der DAX hat in den letzten Wochen Horrorszenarien mit neuen All-Time-Highs beantwortet, wodurch sollte also jetzt eine größere Korrekturbewegung getriggert werden? Darum rate ich allen Bären: Bleibt geduldig und shortet dafür aggressiv, wenn der Markt wirklich nervös wird.  Die Indizes werden abstürzen, vielleicht nächste Woche, vielleicht aber auch erst im letzten Quartal 2014. Den Fair Value im DAX sehe ich auf dem Niveau VOR Eintritt von EZB und FED als globale Markt-Player im Sommer letzten Jahres, also bei ca. 6.000 Punkten.

Sonntag, 20. Oktober 2013

21. bis 25. Oktober

DIESE WOCHE      Gründe für aufkommende Nervosität am deutschen Aktienmarkt gab es in den letzten Wochen zuhauf, doch der DAX präsentiert sich in Bestform! Es ist scheinbar völlig egal wie düster die Nachrichtenlage aussehen mag, der Index steigt und steigt. Selbst der US-Shutdown sowie der zwischenzeitlich drohende US-Default sorgen für neue All-Time-Highs - angesichts dieses Wahnsinns kann ich nur den Kopf schütteln und bin sehr dankbar, daß ich die letzten 4 Wochen nicht am Desk sondern im Urlaub verbracht habe.
 
Die Gesetze der Asset-Price-Inflation sind offensichtlich gültiger denn je: Gibt es schlechte News für die Aktienmärkte, so werden Bonds zugekauft während Aktienkurse stagnieren, bei schlechten News für die Rentenmärkte haussieren Aktien während Bonds stagnieren - per Saldo steigen am Ende des Tages beide Asset-Klassen. Nichts spricht dafür, daß die Spirale des Irrsinns bereits am Ende ist. Dank der Notenbanken fließt weiterhin billiges Geld in die Märkte, gepaart mit schwachen Umsätzen ist dies der ideale Nährboden für ein Aufblähen der Blase. Wer auf die Rückkehr der Vernunft an der Börse hofft oder gar spekuliert, dem kann ich angesichts der Kursentwicklung der letzten Wochen nur zurufen: "Elvis has left the building!"

MEINE STRATEGIE     Mein letzter Overnight-Positions-Trade im DAX-Future liegt inzwischen bereits mehrere Monate zurück. Das Markt-Momentum war zwar in 2013 intraday gut zu traden, ich bin aber nicht in der Lage daraus eine zuverläßige Prognose auf mehrere Tage oder gar Wochen zu erstellen. Ein DAX-Rücksetzer auf 8.150 bis 8.300 ist aus meiner Sicht überfällig, ich sehe aber nicht, wodurch dieser getriggert werden könnte. Meine (vagen) Szenarien im Überblick:

(1)   Jahresendralley ohne wesentliche Rücksetzer - DAX Ende des Jahres deutlich über 9K.    25%
(2)   Die Hausse hat Bestand, verliert aber an Stärke. DAX Ende des Jahres um 8.500.   65%
(3)   Trendumkehr und Absturz auf neue Jahrestiefs.   10%

Für den unwahrscheinlichen Fall des Szenarios (3) warne ich davor zu früh die Hand aufzuhalten. Im aktuellen Umfeld würde ich eher nach 80 Punkten DAX-Korrektur auf wieder steigende Kurse setzen als nach einem Absturz von 800 Punkten.