Samstag, 23. Juni 2012

25. bis 29. Juni

DIESE WOCHE     Am 1en Juni markierte der Bund-Future sein All-Time-High bei unfaßbaren 146.89 - parallel dazu erreichte die DAX-Vola ihr Verlaufshoch in 2012. Seither sehen sich die Rentenmärkte einer bereits nicht mehr für möglich gehaltenen Korrektur ausgesetzt und der DAX stabilisiert sich. Trotz nachgebender Kurse zum Wochenende liegt der FDAX mit 6287.5 immernoch marginal über dem Freitags-Settlement der Vorwoche.

Die strategische Asset-Umschichtung der letzten Wochen -raus aus Bundesanleihen, rein in Aktien- wurde typischerweise von sinkender Volatilität und schwindender Nachrichten-Sensitivität des Marktes begleitet. So führten enttäuschende News zu letztlich steigenden DAX-Kursen. Investoren treffen ihre Entscheidungen eben anders als Trader - exaktes Timing ist hier Nebensache, der tägliche News-Flow bleibt zweitrangig. Das dumme ist, "wenn der Kuchen spricht, haben die Krümel Pause". Mit anderen Worten: wer sich in diesen Marktphasen als Trader gegen den strategisch-orientierten Trend zu stemmen versucht, muß seinen Mut teuer bezahlen.

Vieles spricht dafür, daß diese Tendenz am Donnerstag letzter Woche erstmal ihr Ende gefunden hat, und der DAX wieder in seinen von Nervosität geprägten Alltag zurückkehrt. Das Anlage-Dillema hat aber im Grundsatz weiter Bestand: Einerseits bleiben Aktien langfristig im Vergleich zu alternativen Investments fair bewertet, andererseits verschlechtert sich kurzfristig das Umfeld für Aktien beinahe täglich. So stellt sich die Frage ob man DAX kaufen / neutral stellen oder shorten soll auch als eine Frage des Anlagehorizonts.     

MEINE STRATEGIE    Als  Trader bleibe ich kurzfristig focussiert und somit skeptisch - der Blick auf die letzten beiden Handelstage scheint mich zu bestätigen! Der Markt scheint seine Immunität gegen schlechte Nachrichten aufzugeben. Sollte diese wieder zurückkehren und der DAX trotz schlechter News weiter nach oben ziehen, würde das von mir als Stärke gewertet werden! Ich rate darum davon ab in wieder steigende Kurse zu shorten! Meine Szenarien für die kommende(n) Woche(n):

(1)   Die Zwischenralley geht weiter. DAX bricht den Kern-Widerstand um die 6.450 und etabliert sich bei 6.400-6.700.     30 %  
(2)   Wir bleiben am Kern-Widerstand hängen und gehen in eine Seitwärts-Phase über.       20 %
(3)   Wir bleiben am Kern-Widerstand hängen und fallen  aggressiv  unter 6K.    50 %

Szenario 3 wird dem sich weiter eintrübenden Umfeld am ehesten gerecht! Die jüngsten Konjukturindikatoren (EK-Managerindex, ZEW, Ifo) zeigen, daß die Euro-Struktur-Krise immer stärker auf Deutschland übergreifft. Diesem Sachverhalt wird sich der DAX mittelfristig nicht entziehen können. Für Szenario 3 (u.U. war der Startpunkt bereits letzten Donnerstag) erwarte ich einen deutlich aggressiveren Down-Move als in den gemächlich schwächelnden Monaten April und Mai; Abreißer deutlich unter das Zwischentief bei 5.913 sind wahrscheinlich.
  
 

 

Montag, 18. Juni 2012

18. bis 22. Juni

DIESE WOCHE      Ähnliches Bild wie letzten Montag: Der DAX startet euphorisch. Die nächste Parallele zu letzten Montag: Es bleibt fraglich ob den Bullen in den kommenden Tagen die Luft ausgeht. Fest steht: Der Wahlausgang in Griechenland verbessert die europäische Strukturkrise in keiner Weise, eine dramatische Zuspitzung zum jetzigen Zeitpunkt ist aber abgewendet worden. Stattdessen wird sich das mühsame Hin und Her in den kommenden Tagen und Wochen fortsetzen (innerhalb der griechischen Regierung und Gesellschaft sowie in den Verhandlungen mit den europäischen Partnern). Keine gute Basis für steigende Kurse an den europäischen Aktienmärkten. Einer wirklichen Lösung des Problemfalls Griechenland werden die politischen Entscheidungsträger Europas nach meiner Überzeugung nicht mehr lange ausweichen können; der "geordenete Austritt" des Landes aus der Währungsunion muß und wird kommen!

MEINE STRATEGIE    Wie erwartet lief der DAX nach dem euphorischen Handelsstart letzten Montag sofort nach unten. Wer meiner Empfehlung DAX-Calls Basis 6.500 zu shorten gefolgt ist, konnte die Position zur Wochenmitte mit sattem Gewinn eindecken (je nach Laufzeit) und liegt sogar heute -trotz positiver Eröffnung- noch im Plus.

Dennoch wurde ich in zweierlei Hinsicht überrascht: (1) Das Wochentief im FDAX bei 6.077 wurde von mir mindestens 100 Punkte tiefer erwartet. (2) Die kleine Ralley bis einschließlich heute vormittag von 250 Punkten hatte ich nicht auf der Rechnung.

Ich schliesse mich der Euphorie trotzdem (noch) nicht an sondern bleibe kurzfristig skeptisch und sehe einen erneuten Test der 6K-Marke als wahrscheinlichstes Szenario. Wenn es aber dem DAX auch in dieser Handelswoche gelingt mich positiv zu überraschen, werde ich meine Meinung demütig korrigieren!     

Montag, 11. Juni 2012

11. bis 15. Juni

DIESE WOCHE      Die Bullen greifen wieder an! Nach ihrem Tiefpunkt am Dienstag letzter Woche befinden sich die Börsen wieder weltweit im Erholungsmodus, auch wenn der DAX im Vergleich zu anderen europäischen und amerikanischen Indizes noch etwas wacklig hinterherhinkt. Die parallel laufende deutliche Korrektur deutscher Anleihen sowie die Erholungstendenz des Euro am Devisenmarkt belegen dabei einen generellen Rückgang der Risikoaversion der Investoren. Wie lange die Freude anhält bleibt fraglich - Griechenland wählt am kommenden Wochenende, zahlreiche US-Konjunkturdaten geben in den anstehenden Tagen einen Einblick in den kränkelnden Status-Quo der US-Wirtschaft, zudem will sich Italien am Dienstag neues Geld am Kapitalmarkt beschaffen...
Nach dem Ausverkauf der letzten Wochen genügten zwei positive (oder besser: nicht-negative) Nachrichten als Impulsgeber für die Zwischenkorrektur: China lockert erstmals seit Jahren seine geldpolitischen Zügel und die spanische Regierung akzeptiert Europas Hilfestellung für die eigenen Banken. Ein fatales und im Kern völlig fehlerhaftes Grundprinzip der letzten Jahre wird dabei, entgegen jeder marktwirtschaftlichen Vernunft, fortgesetzt:  Banken, deren Geschäftmodell offensichtlich nicht funktioniert hat, werden künstlich am Leben gehalten - ein Schlag ins Gesicht für alle profitabel wirtschaftenden Finanzinstitute, von anderen Branchen ganz zu schweigen. Die unmittelbare Folge dieser Politik liegt auf der Hand: Solange der Staat die Risiken schlecht arbeitender Banken abdeckt gibt es keinen Anreiz für deren Manager ihre Renditeziele zu verringern um das Geschäfts-Risiko auf vernünftiges Maß zu limitieren. Zum Vergleich: Als Trader sehe ich mich permanent mit der Aufgabe konfrontiert, das Risiko-Profil meines Handelsbuchs exakt zu überwachen. Dieser Zwang diszipliniert meine Aktionen im Markt. Könnte ich darauf vertrauen, daß mir Worst-Case-Fall eines Margin-Calls eine superliquide Instanz zur Hilfe käme, würde das logischerweise meine Risikobereitschaft im Grundsatz erhöhen. D.h. Staatshilfen für Banken belohnen nicht nur im nachhinein fehlerhafte Entscheidungen sondern sie garantieren auch, daß in Zukunft fehlerhafte Entscheidungen getroffen werden! 

MEINE STRATEGIE      Falls wir im DAX wieder unter 5.950 fallen, könnte es blutig werden. Darum sollten bestehende Long-Positionen kurzfristig um die 6K-Marke abgesichert werden!  Meine Szenarien im Überblick:

(1)   Die positive Montagseröffnung wird im Wochenverlauf auf Kurse um die 6K korrigiert:     60%
(2)   "Es wird blutig"  (Neue Verlaufstiefs  5.650-5.800):   15%
(3)   Die Erholung ist nachhaltig, wir etablieren uns stabil in der Mai-Range (6.250-6.400):     25%

Kurzfristig halte ich es darum für sinnvoll DAX-Calls Basis 6.500 zu shorten. 

Trotz meiner diesmal vorsichtigen Prognose für die anstehenden Tage bleibe ich dabei: Langfristig, strategisch orientierte Anleger sollten weiterhin in kleinen Schritten in den wieder fallenden Markt kaufen.

Sonntag, 3. Juni 2012

04. bis 08. Juni

DIESE WOCHE       Der DAX hat den Großteil seiner Gewinne aus der Liquiditäts-Ralley Anfang des Jahres wieder abgegeben. Bereits im Vorfeld der enttäuschenden Job-Daten aus den USA hat sich dabei am Freitag das Abwärts-Momentum aggressiv beschleunigt, dennoch liegt der Schlußstand im DAX-Future von 6.029 Punkten "nur" 200 Punkte unter dem Zwischentief vor zwei Wochen. Dennoch war am Freitag in zahlreichen Börsenberichterstattungen völlig übertrieben von Panik am Aktienmarkt zu hören - ein Blick auf den August letzten Jahres zeigt, daß wir von diesem Szenario noch himmelweit entfernt sind. Zum Vergleich: In den letzten knapp 3 Monaten hat der DAX ca. 1.200 Punkte eingebüßt, im Spätsommer letzten Jahres wurde diese Spanne in 4 (!!!) Handelstagen abgegeben - so sieht Panik aus! Die fundamentale Grundkonstellation bleibt dabei unverändert: Der Großteil der DAX Unternehmen ist strategisch stark aufgestellt und liefert teilweise überragende Ergebnisse, Aktien bleiben insbesondere im Vergleich zu den aberwitzigen Bewertungen am Rentenmarkt (the sky is the limit) langfristig fundamental sehr attraktiv. Demgegenüber verdüstert sich das makroökonomische Umfeld, v.a. in Europa - für viele Investoren zumindest kurzfristig Grund genug um Aktienpositionen zu liquidieren.

Nach meiner Überzeugung markiert der Freitag den Beginn der Entscheidungsphase am Aktienmarkt: Entweder es gelingt dem Markt sich in den kommenden Tagen nachhaltig zu stabilisieren, oder das Tempo nach unten wird -ähnlich zum August 2011- nocheinmal aggressiv zunehmen.

MEINE STRATEGIE   Letzte Woche wurde von mir ein Abrutsch in den Bereich 5.800-6.200 als wahrscheinlichstes Szenario prognostiziert. Zum Freitags-Settlement liegen wir exakt in der Mitte dieser Range. Die 200-Tage-Linie ist unterschritten, mit der 6K-Marke liegt die nächste neuralgische Unterstützung in unmittelbarer Reichweite. ALLE ZEICHEN STEHEN AUF ROT!
Wie bereits oben beschrieben wird der DAX in den nächsten Tagen bis Mitte Juni eine Entscheidung suchen. Die Phase gemächlich abfallender Seitwärts-Rangen ist nach meiner Überzeugung vorbei! Sollten die Bären kurzfristig die Oberhand behalten, stehen uns sehr schwache Handelstage bevor - kurzfristige Abreißer an 5.300-5.450 sind dann absolut realistisch. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario korrigiere ich nach oben  auf immerhin 35% - der Freitag hat auch bei mir seine Spuren hinterlassen. Es empfiehlt sich Long-Positionen eng abzusichern. Die gute Nachricht: Sollte in den kommenden 2-3 Wochen KEINE Panik einsetzen, ist aus meiner Sicht das Schlimmste überstanden.