Montag, 30. Juli 2012

30.07. bis 03.08.

DIESE WOCHE        Mit seiner vagen Aussage, die EZB werde um den Euro kämpfen "whatever it takes", befeuerte Mario Draghi Ende letzter Woche die Aktienbörsen weltweit - so stieg der DAX-Future, nachdem er Anfang der Woche ernsthaft angeschoßen wurde, von seinem Zwischentief am Donnerstag in eineinhalb Handelstagen um sensationelle 500 Punkte bis zum Freitagsschluß. Die Hoffnung der Anleger: Es könnte der EZB gelingen durch eine Neuauflage ihres Kaufprogramms für südeuropäische Anleihen deren Zinsbelastung nachhaltig zu senken und die Euro-Krise damit zu entschärfen. Das Statement der Deutschen Bundesbank dazu am Freitag: "Der Mechanismus von Staatsanleihenkäufen ist problematisch zu sehen, weil dadurch falsche Anreize gesetzt werden". Da auch zum jetzigen Zeitpunkt -Stand Montag Morgen 9:10 Uhr- KEINE  konkreten Maßnahmen bekannt sind, habe ich diesem Statement nichts hinzuzufügen - über das Ausmaß der Hoffnungs-Ralley bin ich vor dem Hintergrund der unsicheren Nachrichtenlage sehr verwundert.

Aber: Im Gegensatz zu den Upswings vergangener Wochen scheint dieses mal die positive Markt-Einschätzung von Renten- und Devisenhändlern geteilt zu werden - der Euro kann sich deutlich über seinen Verlaufstiefs stabilisieren, der Bund-Future korrigiert scharf. Die Investoren gehen konsequent in allen Assetklassen wieder stärker ins Risiko.

MEINE STRATEGIE      Der Blick auf die Fakten gibt mir recht, der auf die Charts straft mich Lügen! Insbesondere die letzten 200 Punkte des Upswings am Freitag auf über 6.800 im FDAX bereiten mir Kopfzerbrechen. Der Rücksetzer heute morgen legt den Verdacht nahe, daß wir uns bereits im finalen Short Squeeze befinden könnten, so richtig traue ich dem Frieden aber noch nicht. Der Break-Even meiner Short-Position liegt mit 6.600 in weiter Ferne. Sollten wir die 6.800 erneut nachhaltig überspringen, werde ich meine Position -zumindest vorübergehend- glattstellen. In einen fallenden Markt werde ich tendentiell weiter shorten - erstes Kurziel 6.150!

Samstag, 21. Juli 2012

23. bis 27.Juli

DIESE WOCHE        Trotz der Gewinnmitnahmen zum Wochenende strotzen die Aktienindizes weltweit vor Stärke und koppeln sich immer mehr vom fundamentalen Nachrichtenumfeld ab. Der akute Anlagenotstand der Investoren führt in der 7en Woche infolge zu Käuferüberhang in nahezu allen Indizes. Die durchwachsene Zwischenbilanz der bislang veröffentlichten Quartalsergebnisse in Europa und den USA scheint die Anleger zufrieden zu stellen. Makro-News werden vollständig ignoriert - dabei signalisieren eben diese, daß das aktuell eingepreiste Gewinnwachstum von 12% für DAX-Werte in 2012 auf wackligen Beinen steht. Die späten Pro-Zykliker springen auf die Ralley auf und dominieren den Markt - bearish positionierte Trader wie ich werden sukzessive aus ihren Positionen gedrängt. Neben der Immunität gegen schlechte News bleibt der lethargische, sich-selbst-tragende Aktienmarkt von niedriger Volatilität und sehr schwachen Umsätzen geprägt. Diese Konstellation ist nicht untypisch. Nach meiner Überzeugung wird sie zu Ende gehen, die Masterfrage ist `wann?` !

Kontrovers zu den steigenden Notierungen der Aktienindizes üben sich die Investoren am Renten- und Devisenmarkt weiterhin in der Flucht aus Risiko. So liegt der Bund-Future nur noch knapp unter seinem Ende Mai markierten All-Time-High --- zum Vergleich: Zu diesem Zeitpunkt lagen wir im DAX unter 6K. 


MEINE STRATEGIE      Ein Rückblick auf meine Intraday-Positionen der letzten Woche zeigt mir, daß das aktuell nicht mein Markt ist: Dem kurzfristigen Momentum entsprechend, waren über 70% meiner Intraday-Trades im DAX-Future Long-Trades --- trotzdem bleibt mir am Ende der Handelswoche ein kleiner Loss; das spricht für schlechtes Timing und schlechtes Money-Management - der Markt ist für mich aktuell schwer zu lesen!

Mein Positions-Buch bleibt Short. Mittwoch Nachmittag hatte ich die Position kurzzeitig glattgestellt, am Freitag aber wieder neu eröffnet. Der schmerzliche Leitsatz "Get out of your losers" rückt leider immer bedrohlicher in den Vordergrund. Sollte ich meine Short-Position endgültig liqudieren (oder aggressiv erhöhen), werde ich hier ein kurzes Update einstellen.

Montag, 16. Juli 2012

16. bis 20. Juli

DIESE WOCHE      Der Start der US-Berichtssaison und die ewige Hoffnung auf neue geldpolitische Lockerungen überschatten kurzfristig die Zuspitzung der Euro-Krise. Der starke Aufwärtsimpuls im DAX zum Ende letzter Woche läßt die Bullen wieder hoffen - das Gesamtbild hat sich aber aus meiner Sicht zum letzten Post nicht verändert: Ich rechne weiterhin mit einem scharfen Down-Move am Aktienmarkt und schliesse mich damit den risikoaversen  Bewertungen am Renten- und Devisenmarkt an.  

MEINE  STRATEGIE       Ich bleibe Short. Sollten wir in diesem lethargischen, umsatzschwachen Sommerhandel (Umsätze im FDAX letzte Woche 30% unter dem 2012-Durchschnitt) erneut die Zwischenhochs bei 6.650 in Angriff nehmen, werde ich meine Position kurzfristig egalisieren, um sie beim ersten Ansatz von Schwäche wieder aufzubauen. Erstes KursZiel bleibt der Bereich 6.150-6.200.

Sonntag, 8. Juli 2012

9. bis 13. Juli

DIESE WOCHE        Und täglich grüßt das Murmeltier: Die Märkte gieren nach neuer Liquidität und die Notenbanken weltweit scheinen fest entschloßen diesem Wunsch nachzukommen. EZB und Bank of China haben letzte Woche vorgelegt, am kommenden Mittwoch dürfen von der FED zumindest Ankündigungen neuer expansiver Maßnahmen erwartet werden. Die Strategie der Notenbanker ist von Seiten europäischer Politiker wohlbekannt: Es wird auf Zeit gespielt. Der Spielraum für zusätzliche Liquidität wird dabei immer kleiner - ein gefährliches Spiel falls sich die Abkühlung der Weltwirtschaft verschärfen sollte.

Der Politik des billigen Geldes zum Trotz schleichen die Finanzierungskosten für Spanien und Italien nach der kurzen Beruhigung infolge des Euro-Gipfels wieder nach oben. Analog kann der Bund-Future -als Indikator für die Risikoaversion der Finanzmärkte- seine zwischenzeitlichen Verluste mehr als wettmachen und befindet sich seit Freitag letzter Woch wieder in einem rasanten Aufwärtstrend, der Euro notiert gegen den USD sogar auf dem niedrigsten Niveau seit Sommer 2010. Die am Renten- und Devisenmarkt zu beobachtende Rückkehr zur Vorsicht ist verständlich: Abseits aller Kosmetik bleiben die Struktur-Probleme der Euro-Peripherie, zu hohe Staatsverschuldung bei schwacher Konjunktur, ohne Aussicht auf Besserung brisant. Überraschenderweise gelingt es den Aktienmärkten sich von diesem düsteren Umfeld abzukoppeln. Von Nervosität ist hier nichts zu spüren. Trotz nachgebender Kurse zum Wochenende steht der FDAX zum Freitagsschluß bei 6.431 Punkten - das sind noch stolze 250 Punkte mehr als am Donnerstag der Vorwoche, die Zwischentiefs bei 5.913 liegen scheinbar in weiter Ferne.

Die Tatsache, daß das aktuelle Markt-Risiko am Bond- und Devisenmarkt auf der einen, am Aktienmarkt auf der anderen Seite unterschiedlich hoch bewertet wird, läßt aus meiner Sicht nur einen simplen Schluß zu: Eine der beiden Seiten liegt falsch!  

MEINE STRATEGIE       Nach der Veröffentlichung der schwachen ISM-Daten und dem damit verbundenen kurzen AbwärtsMomentum in den US-Indizes hatte ich in meinem Update von Montag nachmittag dazu geraten, den DAX knapp unter 6.500 Punkten zu shorten. Danach ging es erstmal 2 Tage und 150 Punkte straight nach oben. Mit anderen Worten: mein Timing war mangelhaft bis nicht vorhanden. Immerhin: Die Position liegt aktuell knapp 70 Punkte im Profit, wenn auch noch weit von meinem Kursziel entfernt. Wer meiner Empfehlung gefolgt ist, dem Markt aber kurzzeitig eine erneute Liquiditäts-Ralley zutraut, kann seine Position um den Einstiegskurs absichern.

Grundsätzlich bleibe ich aber bei meiner Einschätzung: Die Gemütlichkeit am Aktienmarkt ist ungerechtfertigt und kann jederzeit kippen. Darum halte ich meine Short-Position bis auf weiteres und gehe davon aus, daß wir bereits in der kommenden Woche das nach dem EU-Gipfel aufgerissene Kurs-Gap im DAX-Future in Angriff nehmen (6.180-6.280). 


Montag, 2. Juli 2012

Update 02. Juli

Update:  Nachdem wir heute nocheinmal 100 Punkte auf über 6.500 zulegen konnten, scheint das AufwärtsMomentum jetzt zu verpuffen. Die Chancen für einen weiteren Anstieg sehe ich erstmal begrentzt.

Trade:   Short FDAX  -- Kursziel ist das Gap von Donnerstag auf Freitag (6.150)


Sonntag, 1. Juli 2012

2. bis 6. Juli

DIESE WOCHE       Nach schwachem Start beendet der DAX die Woche mit seinem stärksten Tag in diesem Jahr und verzeichnet damit ein Kursplus von 9% im ersten Halbjahr. Die ökonomisch schwachen Euro-Peripherie-Länder haben einen politischen Sieg über Deutschland errungen und die daraus resultierenden Beschlüße des EU-Gipfels werden an den Börsen gefeiert. Inwieweit diese Party gerechtfertigt ist möchte ich nicht beurteilen, zumal aus meiner Sicht offen ist, ob alle seit Freitag im Raum stehenden Ankündigungen auch wirklich in die Realität umgesetzt werden (können) - das bestehende Regelwerk ist nach meiner unbedarften Einschätzung dafür nicht ausreichend. Über einen Punkt reibe ich mir aber immernoch verwundert die Augen: Maroden Spanischen Banken, deren Geschäftsmodell sich als falsch erwiesen hat, wird die Rekapitalisierung aus EU-Geldern erleichtert - Respekt!

Mögliche Störfeuer für die neue Euphorie an den Aktienmärkten in der kommenden Woche:
1)  Den politischen Entscheidungsträgern in Deutschland dämmert, was sie da Ende letzter Woche in die Wege geleitet haben.
2)  Die anstehenden Anleihe-Auktionen für Spanien enttäuschen.
3)  Die EZB beläßt am Donnerstag ihre Leitzinsen unverändert und kündigt eine Limitierung ihres Anleihekaufprogramms an.
4)  Der US-Job-Report am Freitag signalisiert erneut eine Abschwächung der US-Konjunktur.


MEINE STRATEGIE     Ich bitte um Verständnis, aber aktuell fehlt mir ein klarer View für die nächsten Wochen. Die Unberechenbarkeit der politischen Entscheidungen führt zu abrupten Momentumwechseln im DAX - für mich ist da keine Struktur zu erkennen. Sollte von den oben genannten Punkten kein Störfeuer kommen, kann die Euphorie durchaus weiterlaufen. Falls doch, kann das Kartenhaus binnen weniger Stunden in sich zusammenfallen.

Im FDAX wurde von Donnerstag auf Freitag ein gewaltiges Kurs-Gap aufgerissen und zumindest soviel läßt sich nach meiner Erfahrung sagen: Wir schließen diese Lücke bei 6.150 entweder sehr schnell oder auf Wochen/Monate gar nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.