Freitag, 28. Juni 2013

01. bis 05. Juli

DIESE WOCHE     Wer diesen Blog bereits länger verfolgt weiß, daß ich kein Fan von Mario Draghi bin. Fachlich widerstrebt mir seine Abkehr von einer klassischen Geldpolitik "deutscher Schule" (konservativ, strikt preisstabilisierend) hin zu einer riskanten Strategie US-amerikanischer Prägung. Im weiteren stört mich seine permanente Mandatsüberschreitung. Es ist nicht seine Aufgabe den Euro in jetziger Form um jeden Preis zu erhalten. Ob der Euro und wenn ja in welcher Form Bestand haben wird ist ausschließlich von gewählten Volksvertretern zu entscheiden, nicht von Bankern! Last but not least halte ich Draghi`s persönlichen Werdegang, insbesondere seine Goldman Sachs-Vergangenheit ungeeignet für einen EZB-Präsidenten. Dieser sollte nach meiner Vorstellung absolut integer und über alle Zweifel erhaben sein! In all diesen drei Kritikpunkten an der Person Mario Draghi wurde ich in der abgelaufenen Woche erneut bestärkt: Wie bereits im letzten Post von mir prognostiziert, äußerte sich der EZB-Cheff in diesen Tagen wieder mehrfach extrem `dovish`: Ein Ausstieg der EZB aus den exzessiven Anleihekäufen sei in weiter Ferne; der Einsatz neuer, bislang unbekannter Instrumente expansiver Geldpolitik sei durchaus möglich - das übliche, vage Draghi-Gerede eben. Dazu kommt seine pikante Verstrickung im Skandal um eine milliardenschwere Derivate-Position im italienischen Staatshaushalt, welche zumindest unter seinem Mitwissen in den 90er Jahren aufgebaut wurde, um die Kriterien für einen Euro-Beitritt Italiens über ein Täuschungsmanöver zu umgehen. Mein Fazit: Es reicht! Wie lange müßen wir diesen Mann eigentlich noch ertragen?

Neben dem US-Jobreport am Freitag bleiben zwei Themen für eine Fortsetzung der Kurserholung im DAX brandgefährlich: Der Kurseinbruch bei Edelmetallen -bislang von den Aktienmärkten vollständig ignoriert- sowie die anschwelende Kreditklemme in China. Das Makro-Umfeld bleibt also zum Start der zweiten Jahreshälfte unsicher für Aktien!   

MEINE STRATEGIE      Das erste Halbjahr ist vorbei und die Zuwächse bei Aktienindizes in den USA und Asien können sich sehen lassen: Dow Jones +15%, Nikkei +29% . In Europa hingegen ist weitgehend Ernüchterung eingekehrt: Der Eurostoxx schwankt um seine Jahreanfangstände, der DAX kann seine Gewinne (noch) verteidigen - der zwischenzeitliche Kaufrausch ist aber verflogen. Im zweiten Halbjahr werden die Märkte ihre Charakterstärke unter Beweis stellen müßen: Wie reagieren Investoren wenn Tag für Tag neue Jahrestiefstände markiert werden? Wird es den Aktienmärkten gelingen zwischenzeitliche Turbulenzen wegzustecken oder bricht Panik aus?

Aktuell (Stand Freitag vormittag) notiert der DAX bei 8K. Mein Big Picture bleibt unverändert: Für die zweite Jahreshälfte sind DAX-Kurse unter 7K das realistischere Szenario als Kurse über 9K!

Freitag, 21. Juni 2013

24. bis 28. Juni

DIESE WOCHE       So richtig schlau konnte aus dem Bernanke-Statement von Mittwoch niemand werden. Für Jeden war irgendwie etwas dabei: Das Anleihekaufprogramm wird bis auf weiteres in vollem Umfang in Kraft bleiben, die FED wird zwar eventuell vom Gas gehn, aber nicht auf die Bremse treten falls (und hier liegt der Hund begraben) sich die US-Wirtschaft wie erwartet erholen werde. Die Berichte über die PK des FED-Chairman wurden dabei von Details über seinen Gemütszustand begleitet. Bernanke sei amtsmüde und wirke fahrig. Ich denke, er sollte seinen sehr wichtigen Job möglichst gut machen und uns nicht mit Belanglosigkeiten über sich selbst auf die Nerven gehn. Deutlich robuster präsentierte sich im Laufe der Woche sein europäisches Pendant, Mario Draghi: Die EZB wisse um die Gefahren ihrer Politik, sei aber dennoch (v.a. wohl er persönlich) voll bereit alle Mittel auszuschöpfen und im Notfall noch ganz neue, unerforschte Wege im Expansionwettlauf einzuschlagen, na bravo!

Da die US-Makro-Daten aus meiner Sicht nicht auf eine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft schließen lassen, bleibt als Fazit der Woche festzuhalten: Die Ampeln von Seiten der Geldpolitik bleiben auf grün, alle Hinweise auf mögliche Strategiewechsel sind sehr, sehr vage. Die Interpretation der Börsenpresse, der Kursrutsch ab Mitte der Woche sei auf die Enttäuschung der Märkte zurückzuführen, teile ich nicht. Aus meiner Sicht entscheidend: 1. Der Markt war überkauft, die laufende Korrektur überfällig. 2. Eine Frage tritt dabei immer dringender in den Vordergrund: Reicht eine Liquiditätsflut, die an der Realwirtschaft völlig vorbei geht und damit ihr Ziel verfehlt aus, um eine langfristige Hausse zu rechtfertigen?

MEINE STRATEGIE      Mein Big Picture von neuen Jahrestiefs bleibt grundsätzlich intakt, als Bär lebt man aber auch jetzt noch gefährlich - Geld ist immer noch in großen Mengen im Markt. Der Chart von April diesen Jahres zeigt, wie schnell die Aktienmärkte aus einem intakten Short-Szenario in Euphorie umschwenken können, darum rate ich weiter dazu, zwischenzeitlich konsequent Gewinne aus Shorts zu realisieren. Mögliche Szenarien:
     
1. Der DAX rutscht unmittelbar in den nächsten Handelstagen weiter auf neue Jahrestiefs.    30%
2. Das Bild der letzten Wochen setzt sich fort: Aggressive Zwischen-Ralleys und nervöse Abstürze bleiben im Wechsel bei fallender Tendenz.     40%
3. Die Korrektur ist weitgehend abgeschloßen, der Anlauf auf neue All-Time-Highs kann beginnen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß die EZB aufgrund der stark steigenden Zinsen im Euroraum gegensteuert und aggressive Maßnahmen ergreifft/ankündigt, darum immerhin   30 %!

Montag, 17. Juni 2013

17. bis 21. Juni

DIESE WOCHE        Nervosität in Schwächephasen und Aggressivität der Aufwärtsbewegungen steigen gleichermaßen - das fundamentale Umfeld für den DAX bleibt dabei unverändert. Die Finanzmärkte zittern vor einer möglichen Reduzierung der Expansionswut der führenden Notenbanken, anstatt sich die viel wichtigere Frage zu stellen was dieser Irrsinn der Realwirtschaft bis jetzt gebracht hat. Dabei wurde ein Strategiewechsel bislang lediglich zwischen den Zeilen als mögliche Option angedeutet, trotzdem bleibt "tapering" das Schlagwort, das Trader weltweit hektisch auf die Sell-Taste klopfen läßt. So blicken alle bangen Blickes auf die anstehende FED-Sitzung Dienstag/Mittwoch, jedes kleinste Formulierungs-Detail kann den DAX mehrere hundert Punkte durch die Gegend schieben. Der anstehende große Eurex-Verfalltag am Freitag wird die Volatilität noch zusätzlich anfeuern. Nach meiner Einschätzung wird die FED bei ihrer Strategie der schwammigen Rhetorik bleiben, sind ihr doch die Hände gebunden: Klare Worte zum Exit der Expansionspolitik könnten Panik an Anleihe- und Aktienmärkten auslösen. Klare Worte für eine bis auf weiteres unbegrenzte Fortsetzung der Expansionspolitik hieße hingegen einen weiteren Schritt in die falsche Richtung machen.

MEINE STRATEGIE     Das Umfeld für Intraday-Trading in Index-Futures bleibt exzellent. Hohe Volatilität bei ansprechenden Umsätzen. Entsprechend habe ich mein Positions-Buch weiter reduziert. Die am Donnerstag letzter Woche mit Opening-Gap erreichten Zwischentiefs im DAX unter 8K gaben gute Gelegenheit aus zu früh angesetzten längerfristigen Short-Positionen auszusteigen. Sollte sich der Markt in seinem Charakter treu bleiben, bieten sich bereits heute Morgen gute Niveaus um erste Shorts wieder zu eröffnen. Mein `Big Picture` bleibt bestehen: Die erste Runde 2013 ging an die Bullen, die zweite wird an die Bären gehn! Mein Traum-Szenario für diese Woche: Die FED gibt auf voller Linie Entwarnung und die Märkte überschießen nach oben auf neue All-Time-Highs um dann binnen 48 Stunden zur Realität zurückzukehren.      

Freitag, 7. Juni 2013

10. bis 14. Juni

DIESE WOCHE      Die globalen Aktienindizes schwächeln weiter und markieren damit seit dem Jahresausklang 2012 die erste wirkliche Durststrecke. Viele Anleger müßen sich offensichtlich erst einmal wieder daran gewöhnen, daß es an der Börse auch bergab gehn kann - das ist gut so! Die Psychologie in dieser unsicheren Marktphase bleibt diffus. Die Hausse ist zu 90% durch billiges Geld getrieben und folgerichtig schwebt jetzt über den Märkten das Damoklesschwert einer potentiellen Straffung der Geldpolitik. Vor diesem Hintergrund werden gute Makro-News eher skeptisch gewertet, schlechte Daten aber nicht zwingend gefeiert. Bestes Beispiel dafür liefert der soeben veröffentlichte, tendentiell enttäuschende US-Job-Report. Er ist zu schwach um auf einen nachhaltigen Aufschwung der US-Wirtschaft zu setzen, aber eben auch zu schwach, um ein abruptes Ende der expansiven FED-Politik zu rechtfertigen. Fazit: Die Faktenlage hat sich in den letzten Monaten nicht wesentlich verändert, die Investoren legen aber endlich etwas mehr Realismus an den Tag - die Freibier-Party kann nicht ewig weiter gehn!

MEINE STRATEGIE    Die DAX-Tiefstände vor den Payrolls-Daten gaben mir gute Gelegenheit meine viel zu früh und zu offensiv eröffnete Short-Position weiter zu reduzieren. Mein grundsätzlicher View (und damit ein kleiner Teil meiner Short-Position) bleibt aber bestehen: Der DAX wird in diesem Jahr zumindest unter 7.200 fallen! Im aktuell leicht überverkauften Markt besteht aber zunächst die Chance auf eine erneute, von mechanischen Handelssystemen gestützte Liquiditäts-Ralley.