Freitag, 26. Juli 2013

29.07. bis 02.08.

DIESE WOCHE     Vor exakt 2 Jahren kollabierten die Aktienindizes weltweit - der DAX verlor binnen zwei Wochen 2.000 Punkte. Was war passiert? Im Grunde genommen nichts: Ein von allen erwarteter Rating-Downgrade der USA rückte damals das Thema der globalen Fiskalkrisen abrupt in den Fokus der Märkte - dabei war die ausufernde Staatsverschuldung in den USA und Europa auch Monate vor der Rating-Abstufung kein Geheimnis. Ein klassisches Beispiel für die Psychologie der Finanzmärkte! Was heute noch Sorgen bereitet, kann morgen kein Thema mehr sein und was heute jeder weiß, kann morgen Panik auslösen.

Ein Blick auf den Markt heute zeigt, daß im Moment nichts für eine Wiederholung dieses Szenarios spricht. Irgendwie laufen die Kurse bei extrem schwachem Volumen weiter nach oben  (ein US-Analyst sprach dieser Tage treffend von einer Hausse der `Walking Dead`). Das schwache Makro-Umfeld interessiert die Investoren offensichtlich nur marginal. Zunehmend schwerer dürfte es auf diesen Index-Niveaus allerdings werden, die überwiegend enttäuschenden Quartalsergebnisse auszublenden. In Deutschland schockierte gestern DAX-Schwergewicht Siemens mit einer Gewinnwarnung, BASF und andere Blue Chips präsentieren Ergebnisse unter Erwartung. Auch in den USA waren auf Unternehmensseite -abgesehen von Investmentbanken- kaum positive Überraschungen zu vermelden. Dennoch bleibt die Wallstreet treibender Motor des globalen Aktienbooms. Die USA befinden sich in der stabilsten Börsen-Hausse seit dem 2en Weltkrieg; Greenspan und Bernanke haben den Aktionären viel Wohlstand beschert. Welchen Preis die Steuerzahler dafür zahlen müßen, werden die nächsten Jahre zeigen.

Immerhin scheint sich die Euphorie bei den Anleihe-Futures zu relativieren. Der Bund-Future muss in der auslaufenden Woche wieder herbe Verluste einstecken. Die Bewertungen am europäischen Bond-Markt bewegen sich aber noch immer auf völlig irrationalem Niveau: Die Preise der Peripherie-Anleihen sind durch die EZB aktiv manipuliert und die Anleihen der Core-Länder profitieren seit Jahren von der aufgeblähten Geldmenge. Ein Absturz im Bund Future weit unter 130 ist aus meiner Sicht überfällig und für die nächsten Monate ein durchaus realistisches Szenario.

MEINE STRATEGIE     Meine Empfehlung von letzter Woche war, DAX Calls Laufzeit August Basis 8.400 zu shorten. Der DAX notiert aktuell (Stand 11:30 Uhr) kaum verändert zur Vorwoche, der Call hat aber bereits über 30% seines Wertes eingebüßt. Wer zumWochenende Gewinne realisieren will, kann Teile seiner Position eindecken. Ich halte eine Konsolidierung zumindest auf 8K weiter für notwendig und werde meine Stillhalter-Position in vollem Umfang halten.

Freitag, 19. Juli 2013

22. bis 26. Juli

DIESE WOCHE      Die auslaufende Woche hat gezeigt, in welche Segmente das frische Geld aus den Notenbankpressen fließt: Staatsanleihen weltweit nähern sich (nach ihrem zwischenzeitlichen Einbruch) wieder ihren Rekord-Ständen. Die globale Fiskalkrise -nahezu alle führenden Industrienationen kämpfen mit ausufernden Defiziten- rückt also wieder in den Hintergrund. Anleihen aus Spanien sind gefragt, dasselbe gilt für die Anleihe-Emissionen aus den Core-Ländern der Eurozone. Parallel zur Bondralley laufen die globalen Aktienindizes erneut steil nach oben. In den USA sind bereits neue All-Time-Highs erreicht, Europa hinkt hinterher, das Aufwärts-Momentum scheint sich aber zu verstärken. Selbst in verloren geglaubten Nebensegmenten des Kapitalmarkts wirkt das frische Geld Wunder: Die jüngst vom NAHB veröffentlichten Daten zum US-Immobilienmarkt zeigen, daß die Subprime-Krise von 2008 vergessen ist. Die Preisniveaus in zahlreichen US-Metropolen liegen inzwischen wieder auf Vorkrisen-Niveau und darüber.

Fazit: Die Asset Price Inflation läuft wieder auf Hochtouren, zwischen den Asset-Klassen wird nicht substituiert sondern querbeet zugekauft. Problematisch bleibt, daß der Geldsegen in großen Teilen an der Realwirtschaft vorbei läuft, ausgenommen dem Bankensektor. Für Investmentbanken ist das aktuelle Szenario des billigen Geldes ein Eldorado, ihre Handelsergebnisse laufen entsprechend glänzend. Daß die Grenzen zwischen Noten- und Investmentbankern zunehmend fließend verlaufen, gibt dem Ganzen einen bitteren Beigeschmack... 

MEINE STRATGIE     Nach der Konsolidierungsphase von Mitte Mai bis Mitte Juni läuft jetzt quer über alle Finanzinstrumente die zweite große Zukaufswelle des Jahres. Der erneute Test der Jahreshöchstände in den US-Indizes und im DAX war für mich immer ein denkbares Szenario, die aktuelle Ralley der Anleihe-Futures hingegen hätte ich vor 4 Wochen nahezu vollständig ausgeschloßen.

Fazit: Die Bullen haben wieder Oberwasser, nach der 700 Punkte Ralley im DAX dürfte die Luft aber dünner werden. Unabhängig vom langfristigen Verlauf sollte aus meiner Sicht das DAX-Gap von 10. auf 11. Juli in den nächsten 2 Wochen geschloßen werden (Kursziel 8050). Meine Empfehlung: Short DAX Call Basis 8.400 Laufzeit August (aktueller Preis knapp unter 100 Euro).         

Montag, 15. Juli 2013

15. bis19. Juli

DIESE WOCHE      Nach den Äußerungen Bernankes Anfang Juni wurde vielerorts die "Zinswende" in den USA ausgerufen - diese Interpretation wurde von mir bereits damals nicht geteilt und kam offensichtlich zu früh, denn Bernanke`s Rolle rückwärts von letzter Woche zeigt: Der US-Notenbank-Cheff ist angeschlagen und agiert unentschloßen. Analog dazu bieten die Aktien- und Rentenmärkte im Fahrwasser der Geldpolitik seit Monaten ein etwas konfuses Gesamtbild. Aktueller Stand: Die Geldschleusen bleiben jetzt also doch auf beiden Seiten des Atlantik`s ohne jedes Limit geöffnet und folglich laufen die Kurse wieder nach oben.

Das seit Jahren eminente Problem an diesem Spiel: Die permanent neu zufließende Liquidität sollte die private Kreditvergabe erleichtern und damit die Konjunktur stützen. Dieser Transmissionsmechanismus funktioniert aber nicht - indes fließt das Geld in die Finanzmärkte und treibt die Kurse nach oben. Bernanke und Draghi sind sich dieser Problematik voll bewußt, hoffen aber auf Besserung und spielen weiter und weiter...

MEINE STRATEGIE      In meinem Post von 24en Juni (DAX-Stand damals deutlich unter 8K) hatte ich alle euphorischen Bären mit den Worten gewarnt, daß man als Bär immer noch gefährlich lebe. Nur 3 Wochen später zeigt sich ein komplett anderes Bild: Dow Jones und S+P-Index bewegen sich wieder an ihren All-Time-Highs, der DAX hat immerhin eine scharfe Ralley von 600 Punkten hinter sich. Aus meiner Sicht die größte Überraschung: Der Absturz an den Rentenmärkten konnte abrupt abgewendet werden! Genau darum dürfte es den führenden Notenbankern bei ihren aggressiven Statements der letzten Wochen gegangen sein - die großen Industrienationen müßen sich auch in naher Zukunft billig neu finanzieren, ansonsten droht ein fiskalpolitisches Desaster!

Fazit: Die Richtung an den Aktienmärkten wird mehr denn je von der Geldpolitik vorgegeben. Dieser Mechanismus ist sehr gefährlich zumal die Protagonisten der Geldpolitik weiter unberechenbar bleiben. Das für mich weiterhin wahrscheinlichste Szenario: Der DAX macht weiterhin das, was er seit Jahresanfang macht: Er pendelt in Swings um einen steady state bei  ca. 7.800 - 8.000 ... für eine nachhaltige Hausse ist das Fundament zu dünn!

Freitag, 5. Juli 2013

8. bis 12. Juli

DIESE WOCHE      In der PK von Donnerstag konnte der EZB-Präsident seine wirkliche Begabung erneut unter Beweis stellen: Draghi hat das Zeug zum Profi-Poker-Spieler! Mit seiner vagen Kern-Aussage, die Zinsen auf unbestimmte Zeit (unter Beobachtung der Wirtschaftsdaten) niedrig zu halten, erzielte er aufs Neue mit einem simplen Bluff maximalen Erfolg - die Renditen der Euro-Peripherie gingen auf Talfahrt und die Aktienkurse schoßen in die Höhe... für exakt 24 Stunden!!!  Bereits am Freitag nachmittag ist wieder Realität an den Finanzmärkten eingekehrt: Die Makro-Daten der PIGS-Länder zeigen eindeutig, daß die Strukturkrise im Euro-Raum ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat. Ein guter Poker-Spieler taugt eben nicht zwingend für den wichtigsten Posten in Europas Finanzwelt. Fazit: Das `System Draghi` bleibt fragil und gefährlich und der Ausgang seines Spiels bleibt insbesondere für deutsche Steuerzahler bedrohlich ungewiß. Neu hingegen ist, daß sich die Märkte nur noch kurzfristig von seinen Versprechungen blenden lassen, sofern diesen keine unmittelbaren Taten folgen.

Der US-Jobreport überrascht positiv und ist vielen Marktteilnehmern damit unwillkommen, da die Aussicht auf unlimitierte Liquiditätsspritzen der FED immer unwahrscheinlicher werden. Hier sehe ich Hoffnung für alle DAX-Bullen: Die Interpretations-Anomalie "good news is bad news" wird nicht ewig andauern - die Märkte werden auch in diesem Punkt nach einem reinigenden Wetter zur Realität zurückkehren. 

MEINE STRATEGIE    Die US-Indizes sind aus meiner Sicht nach ihrer fulminanten Ralley der letzten 2 Wochen überfällig um in eine neue Korrekturphase überzugehen. Ein Test der Zwischentiefs von Mitte Juni im DowJones und S&P bleibt absolut realistisch. Selbst wenn diese Unterstützungen halten sollten, sehe ich angesichts der extremen Volatilität und der relativen Schwäche im DAX die Gefahr für neue Jahrestiefstände bereits bis Anfang August.