Mittwoch, 28. März 2012

Rückblick 1.Quartal 2012

Der erste Kurs im DAX-Future im Jahr 2012 notierte bei 5.890 - von da an gab es für den Deutschen Aktienindex nur noch eine Richtung: steil nach oben! Mit einem Kuszuwachs von über 20% seit Jahresbeginn liegt die DAX-Performance im internationalen Vergleich zwar gut im Rennen, ein Blick auf den Nasdaq Index in den USA verrät aber, daß sich die Bewertungen in anderen Aktiensegmenten noch drastischer verschoben haben. Exemplarisch sei an dieser Stelle die Entwicklung der Apple-Aktie als Index-Schwergewicht im Nasdaq hervorgehoben: Sie konnte von ihrem Zwischentief im Dezember 2011 in knapp 4 Monaten phantastische 80% zulegen. Die Hausse aller US-Indizes bewegt sich inzwischen in historischen Dimensionen, DowJones S&P sowie Nasdaq traden auf MulitYearHighs und damit im Gegensatz zum DAX bereits deutlich über den Hochs vom Sommer 2011 - zuletzt wurde ein vergleichbarer Jahresstart in den 90er Jahren an den Börsen bejubelt. Welche fundamentalen Gründe lassen sich für diese Euphorie anführen? Ist die positive Einschätzung der Gewinn-Entwicklung exportorientierter deutscher Unternehmen durch ein international makroökonomisch positives Umfeld gerechtfertigt? Dokumentieren die Konjunkturdaten aus den USA, Europa und China einen stabilen Aufschwung? Ist die Eurokrise nachhaltig gelöst? Oder zurück zum Beispiel Apple: Rechtfertigt der unbestritten starke Verkaufsstart des Ipad3 und eine zugegeben brilliante Position des Unternehmens im Markt einen Zuwachs des Firmenwerts in 4 Monaten um eine Viertel Billion USDollar?

Bei differenzierter Betrachtung müßen all diese Fragen mit "nein" oder zumindest mit verschärften Zweifeln beantwortet werden. Ein Blick auf die "Königsdisziplin" der Kapitalmärkte ,die Rentenmärkte, bestätigt diese Einschätzung. Das wirft die nächste Frage auf: Warum sehen Bond-Trader und Investoren die Welt pessimistisch und flüchten ihr Kapital in schlechtverzinste sichere Anleihen während zeitgleich an den Aktienmärkten Risiken gesucht und Best-Case-Szenarien eingepreist werden? Die Begründung dieses Phänomens wurde von mir in meinem täglichen Blog in den letzten Wochen bereits mehrfach aufgegriffen: Geld findet seinen Weg!  

Die Finanzmärkte wurden in den letzten Monaten von den Zentralbanken weltweit in einem historisch einmaligen Ausmaß mit Geld überschwemmt. Die Neigung der FED zu einer Politik des "billigen Geldes" ist dabei nichts neues - im Gegensatz zur EZB hat sie einen konjunkturpolitischen Auftrag zu erfüllen und die in Europa vorherrschende Inflations-Panik ist in den USA weit weniger verbreitet. Die Teilnahme der EZB an dieser expansiven Liquiditäts-Orgie ist dagegen völlig neu und muß als Abkehr der EZB von ihrer risikoaversen Politik nach Vorbild der Deutschen Bundesbank interpretiert werden. Ob die zur Labilität neigenden Finanzmärkte diese Maßnahmen  langfristig  ohne größeren Schaden überstehen bleibt abzuwarten. Der  kurzfristige  Effekt ist offensichtlich: Die Nachfrage nach riskanten Assets wurde im ersten Quartal 2012 künstlich aufgebläht.  In Hinblick auf Staatsanleihen aus Südeuropa war dieser Effekt von der EZB durchaus erwünscht - die Hausse an den Aktienmärkten wird als Nebeneffekt zumindest akzeptiert. Ob der DAX in den kommenden Monaten weiter zulegen kann oder herbe Rückschläge einstecken wird hängt somit v.a. von der weiteren geldpolitischen Strategie der Notenbanken ab - diese Abhängigkeit sollte insbersondere den Bullen zu denken geben.