Freitag, 7. September 2012

10. bis 14. September

DIESE WOCHE      Mario Draghi hat geliefert. Die EZB steht in den kommenden Monaten bereit unlimitiert über den Sekundärmarkt Anleihen europäischer Staaten zu kaufen. Um in den Genuß dieser `outright monetary transactions` zu kommen, müßen sich die Hilfe suchenden Länder allerdings zunächst unter den Rettungsschirm von EFSF oder ESM begeben - und die damit verbundenen Konditionen erfüllen - immerhin. Ob die EZB im Ernstfall auf der Erfüllung der Reformbedingungen bestehen wird, wage ich mit Rückblick auf Italien 2011 wiederum stark anzuzweifeln.

Meine grundsätzliche Kritik an der Intervention bleibt: Die EZB vernachläßigt langfristige Auswirkungen ihrer expansiven Strategie, sie schafft durch ihre Intervention falsche Anreize indem sie schlechte Haushaltspolitik subventioniert (Moral Hazard)  und sie überschreitet ihre Befugnisse massiv. Ein Statement Draghis in seiner PK von gestern belegt die fatale Fehleinschätzung seines eigenen Mandats: "Der Euro ist unumkehrbar" - Ein solches Statement gebührt gewählten Volksvertretern. Herr Draghi ist dazu von keinem Europäer jemals demokratisch legitimiert worden.  

Die Reaktion der Weltbörsen ist trotz der leichten Konditionierung des Hilfsprogramms euphorisch. Der DAX markiert neue Jahreshochs, die Kursniveaus amerikanischer Aktien orientieren sich bereits wieder an Levels vor Ausbruch der Finanzkrise 2008. Schwächelnde US-Unternehmensergebnisse sowie die weiter abflauende US-Konjunktur (die US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag enttäuschen erneut) werden von den Anlegern konsequent ignoriert. Spiegelbildliche Entwicklung an den Anleihemärkten: Der BUND-Future rutscht im Dezember-Kontrakt zwischenzeitlich unter 140 Punkte, italienische und spanische Anleihen schiessen nach oben - Risikoaversion war gestern. Draghi und die Befürworter des EZB-Hilfsprogramms betonen immer wieder, daß in naher Zukunft keine Inflation zu befürchten sei - ein Blick auf die globalen Kapitalmärkte zeigt hingegen eine offenkundige Abkoppelung zahlreicher Asset-Preise von ihrem fundamentalen Umfeld. Mit anderen Worten: Die Asset-Price-Inflation ist bereits in vollem Gange!

Die Nachhaltigkeit der Börsen-Euphorie steht in den kommenden zwei Wochen auf dem Prüfstand: Bereits am kommenden Mittwoch können die FED und/oder das Bundesverfassungsgericht in beide Richtungen neue Impulse setzen. Sollten beide Institutionen das Aufwärtsmomentum weiter befeuern, ist dem DAX bis zum Jahresende ein Angriff auf All-Time-Highs zuzutrauen.

MEINE STRATEGIE     Eine Spätsommer-/ Jahresendralley im DAX auf Levels weit über 8K ist tatsächlich in den Bereich des Möglichen gerückt. Dennoch halte ich sie für ein wenig wahrscheinliches Szenario. Letzte Woche wurde von mir der sukzessive Aufbau einer Short-Position in DAX-Calls empfohlen. Angesichts der aktuellen Entwicklung die falsche, aber -je nach Einstiegszeitpunkt- keine aussichtslose Position. Da ich bereits bis Mitte der kommenden Woche mit einer Korrektur wenigstens auf das Ausbruchsniveau um die 7.100 rechne, empfehle ich einfach cool zu bleiben! 

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