Sonntag, 19. August 2012

20. bis 24. August

DIESE WOCHE      Nach einer blutleeren Handelswoche schafft der DAX den Sprung über 7.000 Punkte. Dabei gab es bis auf Freitag an jedem Handelstag der Woche einen kurzen Moment der Nervosität zu überstehen - das Ergebnis zu Wochenabschluß ist um so beeindruckender. Die Risikoaversion der Marktteilnehmer (viele sind es ja nicht dieser Tage) fällt kontinuierlich weiter. Schlechte News erhöhen die Chancen auf geldpolitische Lockerungen und werden damit zu guten News. Die Notenbanken stehen allerdings zunehmend unter Zugzwang: Sie müßen ihren großzügigen Ankündigungen bald Taten folgen lassen um die Börsen nicht zu enttäuschen. Am kommenden Mittwoch veröffentlicht die FED ihr letztes Sitzungsprotokoll - vielleicht erfahren wir dann bereits Konkretes, wann und in welchem Ausmaß der nächste Liquiditätsschub in den USA zu erwarten ist. In Europa scheinen immer mehr Protagonisten auf den lockeren Kurs des EZB-Präsidenten Draghi einzuschwenken, aber auch hier sind bisher keine konkreten Maßnahmen bekannt. Griechenland konnte letzte Woche der Zahlungsunfähigkeit nochmal so eben von der Kippe springen und braucht nach aktuellen Meldungen bereits wieder zügig weitere Milliarden um Haushaltslücken zu schliessen. Die Risiken in den Büchern spanischer Banken sind nach jüngsten Erkenntnissen weit höher als bislang befürchtet. An den Börsen überwiegt trotzdem Zuversicht: Alles kein Problem, Super-Mario wirds schon richten!

Diese Zuversicht muß man nicht teilen. Meine Haupt-Argumente dagegen sind: 
(1)    Die Probleme der Euro-Peripherie sind struktureller Natur. Erneute Anleihe-Käufe der EZB können darum in diesem Fall keine Probleme lösen, sondern lediglich deren Lösung hinauszögern. Das erste Anleihekaufprogramm der EZB ist dafür der beste Beweis.
(2)    Neue Anleihekäufe wären ein fatales Beispiel für Moral Hazard:  Sie schaffen falsche Anreize - unsolide Haushaltspolitik und maßlose Staatsverschuldung wird von der EZB subventioniert, solide Fiskalpolitik wird damit indirekt abgestraft.
(3)    Die Spätfolgen der Liquiditätsschwemme sind unabsehbar. Unabsehbare Risiken OHNE Garantie auf Erfolg einzugehen, ist politischer Irrsinn.

Alle diese drei Punkte werden auch von Mitgliedern des EZB-Rats, u.a. der Deutschen Bundesbank, vertreten. Trotzdem setzen die Märkte aktuell zu 100-Prozent auf einen kompromißlosen Sieg Draghis in diesem Konflikt - woher diese Gewißheit kommt, bleibt mir rätselhaft.

MEINE STRATEGIE      Halten wir uns an die Fakten: Der Markt steigt Woche für Woche und nichts spricht im Moment für eine abrupte Trendumkehr. Der September birgt viele Risiken und so wird bereits von zahlreichen Analysten vor zu großem Optimismus gewarnt - aus meiner Sicht ebenfalls kein schlechter Nährboden für weiter steigende Kurse. Aufgrund der fehlenden fundamentalen Basis dieser Ralley kann ich aktuell keine strategischen LongPositionen eingehen. Bevor ich aber einen Versuch auf der Short-Seite riskiere, möchte ich Schwäche sehn. Erste Indikation einer Abschwächung des AufwärtsMomentums: FDAX fällt unter 6.980 und kann dieses Level für mehrere Stunden nicht zurückerobern.

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