Montag, 28. Mai 2012

28. Mai bis 1. Juni

DIESE WOCHE       Das wachsende Abwärtsmomentum der Vorwochen konnte am deutschen Aktienmarkt in den letzten Tagen -zumindest vorübergehend- ausgebremst werden. Der DAX-Future notiert im Freitags-Settlement im Vergleich zur Vorwoche sogar 100 Punkte höher. Trotz eines bedenklichen Einbruchs des Ifo-Index und einer Konkretisierung des Austritts Griechenlands aus dem Euro-Raum sehen viele Investoren das aktuelle Kursniveau deutscher Standardwerte offensichtlich eher als Chance denn als Risiko. Folgerichtig werden entgegen anhaltender fundamentaler Unsicherheiten mittel- und langfristig Long-Positionen aufgebaut und somit der Druck kurzfristig angelegter Short-Investments kompensiert. Im Ergebnis neutralisieren sich auf der Aktienseite strategisches und taktisches Asset-Management gegenseitig - der Index läuft seitwärts. So schizofren das klingen mag, nach meiner Einschätzung liegen beide Seiten richtig: Insbesondere im direkten Vergleich zum deutschen Anleihemarkt bleiben Aktien für mich langfristig das eindeutig attraktivere Investment - der sukzessive Einstieg in den fallenden Markt ist auf lange Sicht zweifellos die richtige Strategie. Kurzfristig überwiegen aber die fundamentalen Unabwägbarkeiten der Euro-Krise. Solange die Flut an negativen Nachrichten nicht abreißt, schiebt sich die Seitwärts-Range im DAX Step by Step nach unten, ohne aber in einen wirklichen Bärenmarkt überzugehn; diese Tendenz wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den kommenden Tagen und Wochen fortsetzen. Neben dem US-Jobreport am Freitag richtet sich dabei die Aufmerksamkeit der Trader und Portfolio-Manager auch in der anstehenden Woche -gezwungener maßen- wieder auf Griechenland. Jüngste Umfrage-Ergebnisse lassen zu Wochenbeginn auf einen Wahlsieg des eurofreundlichen Lagers bei den im Juni anstehenden Wahlen hoffen, die Krise spitzt sich dennoch unvermittelt weiter zu. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, daß Griechenland in einem Jahr nicht mehr dem Euro-Währungsraum angehören wird. Die möglichen negativen Auswirkungen eines Austritts belasten die Märkte aufgrund ihrer Unabwägbarkeit psychologisch zurecht, den vielerorts gezeichneten Horror-Szenarien (Einbruch des BIP im Euro-Raum um mehrere Prozent ??) stehe ich aber sehr skeptisch gegenüber. Wirtschaftswissenschaft ist sehr hilfreich um vollzogene Abläufe ex post erklären zu können, als Instrument für zuverlässige und konkrete Prognosen taugt sie aber erfahrungsgemäß nicht wirklich.

MEINE STRATEGIE    Wie bereits angedeutet sehe ich im DAX eine schrittweise Abstufung des Seitwärtstrend-Kanals als wahrscheinlichstes Szenario, dieser Prozeß kann von aggressiven Upswings unterbrochen werden. Meine möglichen Szenarien im Überblick:

(1)     Step by Step - Verlagerung der Range nach unten bis 5.800-6.200. Zwischen-Ralleys 300 bis 500 Punkte nach oben möglich.       60 %
(2)     Das Abwärts-Momentum verschärft sich - schneller Absturz deutlich unter 6K.     15 %
(3)     Aggresive Ralley nach Oben Richtung 7K. Neue Jahreshochs möglich.                  25 %

Das dritte Bullen-Szenario könnte durch einen positiven externen Effekt, beispielsweise einen Durchbruch in den Verhandlungen um Euro-Bonds flankiert von expansiven geldpolitischen Maßnahmen der EZB ausgelöst werden.

FAZIT:  Auch wenn ich niedrigere Levels im DAX für wahrscheinlich halte, gehe ich keine Short-Position ein. Der Markt zeigt sich dafür zu robust und das Risiko einer schnellen Bewegung nach oben ist mir zu groß. Ich bleibe marktneutral.

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