Samstag, 22. Dezember 2012

Weihnachtswoche

DIESE WOCHE         Die Aufgabe eines Börsen-Journalisten besteht darin, zwischen Newsflow und Kursentwicklung einen logischen Zusammenhang herzustellen und diesen zu kommentieren. Insofern dürfte das Börsenjahr 2012 für diese Zunft kein einfaches gewesen sein, denn besagter logischer Zusammenhang war nur in Einzelfällen erkennbar. Aktienkurse stiegen trotz schwächelnder Unternehmensgewinne, Staatsanleihen stiegen trotz globaler Fiskalkrisen und die Renditen der Euro-Peripherie nähern sich wieder ihren Vorkrisen-Niveaus, als wäre die Struktur-Krise der PIGS-Staaten auch nur im Ansatz gelöst. Selbst die bedrohliche Zuspitzung des US-Haushaltskonflikts läßt die Märkte weitestgehend kalt, dabei wäre ein Inkrafttreten der Sparmaßnahmen zum 01en Januar für die lahmende US-Wirtschaft eine mittlere Katastrophe - so what?!

Mein triviales Fazit: Im Dezember setzt sich -in verschärfter Form- das fort was wir bereits seit Ende letzten Jahres beobachten dürfen; der Markt ist vollgepumpt mit Liquidität und so blähen sich die die Bewertungen der Vermögenswerte undifferenziert weiter auf. Vor dem Hintergrund der weiterhin präsenten, fundamentalen Unwägbarkeiten wären die Kursniveaus dieser Tage noch vor 12 Monaten kaum vorstellbar gewesen. Der DAX liegt auf Jahressicht über 30% im Plus und verzeichnet in der Jahresendralley die 5e Woche infolge mit Zugewinnen. Das Aufwärtsmomentum bleibt dabei überaus robust - bereits in die kleinste Korrektur wird aggressiv gekauft. Die Marke von 8K bleibt in Reichweite. Sollten sich die Protagonisten in Washington noch auf einen Last-Minute-Kompromiß einigen, wird sie zum Jahreswechsel überwunden werden.

MEINE STRATEGIE      Der Kursrutsch des S+P-Future von Donnerstag auf Freitag nachts offenbart die Fragilität dieser liquiditätsgetriebenen Hausse. Dennoch spricht aktuell nichts für eine grundsätzliche Trendwende. Auf die unbegründete `Jahresendralley` könnte durchaus eine ebenso sinnfreie `Jahrsanfangsralley` folgen. Zahlreiche Aktienindizes, allen voran der DAX, sind ihren All-Time-Highs bereits sehr nahe, ein baldiger aggressiver Test der Marke von 8K wäre folglich nur konsequent. Der Kursverlauf vom Freitag (u.a. die umgehende Aufholjagd des S+P-Future) belegt: Das mögliche `Fiscal Cliff` kann diesen Trend nur bremsen, aber nicht aufhalten. Ich bin kein Experte in Sachen US-Politik, halte aber ein positives Szenario immernoch für wahrscheinlich, alles andere wäre ökonomischer Selbstmord. Strategisch rate ich dazu, bis zu Beginn der 2en Januarwoche unpositioniert abzuwarten. Wer in den anstehenden, umsatzschwachen Tagen zocken will, sollte dies eher trendfolgend auf der Long-Seite versuchen - buy the dips!         

  

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